Rede von Prof. Moni­ka Barz am 1.11.2024 in Berlin

Kund­ge­bung vor dem Bun­des­kanz­ler­amt
Glo­ba­ler Pros­test gegen das Selbstbestimmungsgesetz

Lie­be poli­ti­sche Mit­strei­te­rin­nen und Mit­strei­ter, heu­te ist ein schwie­ri­ger Tag.
Vie­le von uns haben sich inten­siv dafür enga­giert, um die­ses ab heu­te gül­ti­ge Gesetz zu ver­hin­dern.
Ein Gesetz, das Wis­sen­schaft igno­riert Mei­nungs­frei­heit gefähr­det Frau­en­rech­te und Kin­der­schutz mit Füs­sen tritt und einen Bruch mit unse­rem bis­he­ri­gen Rechts­ver­ständ­nis darstellt.

Das Patri­ar­chat und die Män­ner­rech­te­be­we­gung fei­ern heu­te einen Etap­pen­sieg.
Das soge­nann­te Selbst­bestimmungs­gesetz ist de jure und de fac­to
ein Män­ner-Stär­kungs­ge­setz.

Wir wer­den nicht auf­hö­ren zu for­dern, dass die­ses Gesetz zurück­ge­nom­men wer­den muss.
Das SBGG ist der fal­sche Weg!!!
Men­schen­rech­te von Min­der­hei­ten und der Gesamt­be­völ­ke­rung las­sen sich nur gemein­sam sichern und nicht gegen­ein­an­der.
„Habe Muth, Dich Dei­nes eige­nen Ver­stan­des zu bedie­nen“ war der Weck­ruf der Auf­klä­rung im 18. Jahr­hun­dert.
Ihr alle seid hier, weil ihr die­sen Mut habt, euch euren eige­nen Ver­stan­des zu bedienen.

Mei­nungs­frei­heit
Bis­her gibt es in unse­rem Rechts­staat kein Gesetz, das uns Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ver­bie­tet, die Wahr­heit zu sagen:
Eine Frau, ist eine erwach­se­ne Per­son weib­li­chen Geschlechts.
Ein Mann, der glaubt, eine Frau zu sein, ist ein Mann, der GLAUBT eine Frau zu sein.
Nicht mehr und nicht weni­ger.
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose!

Der Deut­sche Ärz­te­tag for­dert aus „Sor­ge um das Kin­des­wohl“ eine Ände­rung des Geset­zes.
Er stellt klar:

Das Geschlecht ist eine „am Kör­per fest­stell­ba­re“ und „unver­än­der­ba­re Rea­li­tät“
Die von den Ver­ein­ten Natio­nen beauf­trag­te Exper­tin für Gewalt gegen Frau­en stellt fest, dass das SBGG die Men­schen­rechts­ver­pflich­tun­gen gegen­über Frau­en „nicht erfüllt“.
Und was macht der Staat?
Er lässt zu, dass wir als kri­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft dis­kri­mi­niert, dif­fa­miert, als Nazis und Faschis­ten bezeich­net wer­den.
Das ist bitter.

Ber­lin 1.November 2024: Prof. Moni­ka Barz (Mit­te, roter Ano­rak) hält ihre Rede…

Wie geht es weiter?

Die Ver­an­stal­te­rin­nen die­ser Kund­ge­bung ermu­ti­gen uns: „traut wei­ter­hin euren eige­nen Augen und Ohren“. Was heißt das kon­kret?
Ant­wor­ten fin­den wir in der Geschich­te von Basis­be­we­gun­gen:
Petra Kel­ly, eine der mutigs­ten Frie­dens­ak­ti­vis­tin­nen und Mit­be­grün­de­rin der GRÜ­NEN nennt es ‚zivi­len Unge­hor­sam‘.
In ihrer enga­gier­ten Bun­des­tags­re­de aus dem Jahr 1983 begrün­det sie die Not­wen­dig­keit
dem eige­nen Gewis­sen zu fol­gen und in Ein­zel­fäl­len zivi­len Unge­hor­sam zu prak­ti­zie­ren.
Sie for­mu­liert:
„Wenn wir mit unse­rem zivi­len Unge­hor­sam Geset­ze über­schrei­ten, dann ist es des­we­gen,
weil wir wis­sen, dass eine Macht des Staa­tes nicht abso­lut ist und des­we­gen ist der zivi­le Unge­hor­sam unse­re Ant­wort“.
Jede Ein­zel­ne, die zivi­len Unge­hor­sam prak­ti­ziert und viel­leicht eine Anzei­ge erhält,
weil sie Sprech­ver­bo­te nicht ein­hält, weil sie Räu­me exklu­siv für Frau­en anbie­tet,
wer­den wir soli­da­risch hel­fen. Als Frau­en­be­we­gung haben wir Unter­stüt­zungs­struk­tu­ren geschaf­fen, und es wer­den noch mehr werden.

Per­sön­li­che Worte

Abschlie­ßend noch ein paar per­sön­li­che Wor­te:
Mein Ver­trau­en in das Par­la­ment und die öffent­lich recht­li­chen Medi­en hat durch das SBGG einen schwe­ren Knacks bekom­men. Bei­de haben uns sträf­lich im Stich gelas­sen.
Es ent­steht ein Gefühl poli­tisch hei­mat­los gewor­den zu sein.
Par­tei­en, wie FDP, SPD und GRÜ­NE, ihnen habe ich ver­traut und sie immer wie­der gewählt.
Sie haben strom­li­ni­en­för­mig das woke Lied der iden­ti­täts­po­li­ti­schen Pseu­do-Moder­ne gesun­gen und die Kol­la­te­ral­schä­den des SBGG igno­riert.
Die öffent­lich recht­li­chen Medi­en haben unse­re Pro­tes­te igno­riert, sie haben die Bericht­erstat­tung den rech­ten Medi­en über­las­sen und ver­säumt eine fach­li­che Debat­te
unter demo­kra­ti­schen Par­tei­en zu unter­stüt­zen.
Rechts­ra­di­ka­len Strö­mun­gen im Land haben die­se Lücke umge­hend genutzt und unse­ren Pros­test für ihre Poli­tik miss­braucht.
Ich las­se nicht zu, in die rech­te Ecke gesteckt zu wer­den, weil die demo­kra­ti­schen Par­tei­en
und öffent­lich recht­li­che Medi­en ver­säumt haben femi­nis­ti­sche Argu­men­te ernst zu neh­men.
Ich wer­de im Sin­ne des zivi­len Unge­hor­sams Sprach­re­ge­lun­gen des SBGG nicht über­neh­men.
Es ist kei­ne Hass­re­de – wie der Deut­sche Ärz­te­tag – zu sagen, dass die Mensch­heit „bio­lo­gisch binär“ und Geschlecht eine „am Kör­per fest­stell­ba­re“,
„unver­än­der­ba­re Rea­li­tät“ ist.
Geschlechts­zu­ge­hö­rig­keit juris­tisch an einem sub­jek­ti­ven Gefühl über die eige­ne Iden­ti­tät fest­zu­ma­chen ist wis­sen­schaft­li­cher Unfug und „logisch unschlüs­sig“ (sie­he Deut­scher Ärz­te­tag).
Ich unter­stüt­ze als Wis­sen­schaft­le­rin und Femi­nis­tin jeden Neu­an­fang für ein Gesetz,
das Geschlechts­zu­ge­hö­rig­keit nicht vom Kör­per trennt, Gesell­schaft nicht spal­tet
und sich an wis­sen­schaft­li­chen Fak­ten ori­en­tiert.
Ohne euch alle hier, ohne die Gewiss­heit, dass es euch gibt und ihr den Muth habt,
euch eures eige­nen Ver­stan­des zu bedie­nen, wäre ich nicht so klar und mutig.
So geben wir uns gegen­sei­tig Halt.
Bleibt soli­da­risch und gebt nicht auf.